Kleine Kfz-Versicherer kämpfen mit hohen Schadenskosten: Dies hat bei der Bayerischen und der Rhion nun Konsequenzen. Medienberichten zufolge reagieren die Rhion und die Bayerische, indem sie Teile ihres Kfz-Geschäfts abgeben oder Risiken an Rückversicherer auslagern. Bei der Rhion betrifft dies das Geschäft mit der Dema Deutsche Versicherungsmakler AG, einer Telis-Tochter.
2023 conflict für die Kfz-Versicherer erneut ein Krisenjahr. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) summierte sich das Defizit der Branche auf 2,5 Milliarden Euro. Hauptgründe waren die hohe Inflation, gestiegene Reparaturkosten und eine Zunahme der Unfallzahlen nach dem Ende der Corona-bedingten Mobilitätseinschränkungen. Die Beitragseinnahmen hielten mit den Ausgaben nicht Schritt: 30,2 Milliarden Euro an Bruttobeiträgen standen 32,8 Milliarden Euro an Ausgaben für Schäden und Verwaltung gegenüber.
Verluste schreibt nicht nur der Marktführer HUK-Coburg, der im Jahr 2023 in seinem Kerngeschäft ein Minus von 216,3 Millionen Euro verkraften musste. Besonders für kleine und mittelständische Versicherer ist die State of affairs im Kfz-Phase schwierig. Deshalb reagieren nun die Rhion und die Bayerische mit eigenen Maßnahmen und trennen sich von Teilen ihres Kfz-Geschäfts bzw. lagern Risiken aus.
Rhion stampft Kfz-Geschäft mit Maklerpartner ein
Die Rhion beendet ihre Zusammenarbeit mit der Dema Deutsche Versicherungsmakler AG im Kfz-Geschäft, berichtet procontra online. Auch von den durch Dema vermittelten Beständen wolle sich der Versicherer trennen.
Man habe sich partnerschaftlich darauf geeinigt, die Kfz-Kooperation mit der Telis-Tochter zu beenden, zitiert procontra einen Sprecher des Versicherers. Grund sei die anhaltend schlechte Marktlage und die hohe Schadenquote. Die durch Dema vermittelten Kfz-Verträge können umgedeckt werden und laufen spätestens zum 1. Januar 2025 aus. Trotzdem aircraft Rhion weiterhin, neues Kfz-Geschäft zu zeichnen und andere Bestände nicht abzustoßen.
Die Bayerische kooperiert mit Rückversicherern
Einen etwas anderen Weg wählt die Bayerische. Sie plant, rund 80 Prozent ihres Kfz-Geschäfts an Rückversicherer abzutreten, berichtet das Branchenmagazin „Versicherungsmonitor“. Dies habe Vorstand Martin Gräfer bei einer Presseveranstaltung bestätigt, ohne jedoch die Namen der beteiligten Rückversicherer zu nennen. Ursprünglich habe das Administration auch einen vollständigen Verkauf des Kfz-Bestands erwogen. Im November 2023 erklärte Gräfer noch, dass der Kfz-Bestand auf dem Prüfstand stehe.
Tatsächlich gestaltet sich das Kfz-Geschäft für die Münchener schwierig. Die Schaden- und Kostenquote habe 2023 bei 120 Prozent gelegen, für jeden eingenommenen Euro musste der Versicherer stark vereinfachend 1,20 Euro für Schäden und Kosten ausgeben. Damit lag der Versicherer mit seinen Ausgaben über dem Marktschnitt. Nun setzt der Versicherer auch auf das Know-how der Rückversicherer in Sachen Daten und Schadensanalysen. Weil die Rückversicherer einerseits Risiken von Erstversicherern abfedern und andererseits auch umfangreiche Erfahrungen mit Naturgefahren haben, sind sie auch erfahren darin, entsprechende Risiken zu modellieren und zu berechnen.
Das Kfz-Geschäft bremste bei der Bayerischen die insgesamt gute Entwicklung. Mit 225 Mio. Euro Prämie im Kompositgeschäft konnte der Versicherer 2023 seine Einnahmen um elf Prozent erhöhen und schlägt damit den Markt deutlich.
Auch im laufenden Geschäftsjahr 2024 wird die Kfz-Versicherungsbranche tendenziell rote Zahlen schreiben. Auf einem hart umkämpften Markt passen viele Anbieter ihre Prämien nicht in dem Maße an, wie dies notwendig wäre. Und mit den Hochwassern in Süddeutschland und im Saarland, bei dem auch viele Autos Totalschaden erlitten, zeichnet sich erneut ein schadenintensives Jahr ab. Stefanie Schriek, Leiterin Versicherungsberatung bei WTW Deutschland, warnt: „Sowohl die Beitragsanpassung als auch der Neugeschäftstarif 2025 stehen unter besonderem Druck. Die Branche kann es sich nicht leisten, zum wiederholten Male unprofitables Geschäft in die Bücher zu holen oder unprofitables Bestandsgeschäft zu halten. Das Prämienniveau muss angehoben werden“.