Technische Konsolidierungen mit einem Kursrückgang bis zu 10 Prozent vom Allzeitkurshoch und technische Korrekturen, die bei einem Kursrückgang zwischen 10 Prozent und 20 Prozent vorliegen, sind normale Entwicklungen und Teil einer Hausse-Bewegung. Ausgewählte, weltweit wichtige Aktienindizes bewegen sich seit dem vierten Quartal 2022 – unverändert unter der Führung der Weltleitbörse in New York – in einer technischen Hausse.
Im S&P 500, bei dem trotz seiner sportlichen Bewertung einige Technologieschwergewichte den Aufschwung tragen, signalisieren die neuen Allzeithochs, dass sich diese Hausse im laufenden US-Präsidentenwahljahr fortsetzen sollte. Der Nikkei 225 ist nach dem Erreichen neuer Allzeithochs bei 41.088 Punkten in eine mittelfristige Konsolidierung hineingelaufen, die auch in den kommenden Monaten Bestand haben sollte.
Der Euro Stoxx 50 ist unter anderem aufgrund der neuen politischen Unsicherheiten in der Eurozone (Neuwahlen in Frankreich, der aufkommende Zollstreit mit China) in eine Konsolidierung und eine relative Schwäche im Indexvergleich gedrückt worden. Im Dax, bei dem das technische Etappenziel für 2024 unverändert bleibt, steht nach dem Erreichen neuer Allzeithochs um 18.893 Punkten für die kommenden Wochen eine Konsolidierungsausweitung auf der technischen Tagesordnung.
Aufwärtsmomentum intakt
Der bisherige Kursverlauf im Jahr 2024 bestätigt abermals, dass US-Präsidentenwahljahre im Regelfall gute Börsenjahre sind. Diesmal kommen die Impulse für die Wall Street eher von der ansprechend laufenden US-Konjunktur und besonders von den (Ertrags-)Phantasien der US-Technologieunternehmen als von den noch zum Jahresanfang erwarteten Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Hier verlagern sich nach den US-Daten zur Inflationsentwicklung und zum Arbeitsmarkt die Zinssenkungserwartungen in die Zukunft.
Der S&P 500 startete seine Hausse bei 3492 Punkten (Kurstief im Oktober 2022), sodass mit dem aktuellen Kursniveau bereits ein Zugewinn von 56,7 Prozent entstanden ist. Hierbei liegt der zentrale Hausse-Trend, der über das Zwischenkurstief bei 4104 Punkten (Oktober 2023) läuft, zurzeit bei 4600 Punkten und damit ein Stück unterhalb der steigenden 200-Tage-Linie, die bei 4830 Punkten angekommen ist. Begleitet von zwei zusätzlichen Investment-Kaufsignalen (im November 2023 beim Verlassen der trendbestätigenden Konsolidierung und im Januar 2024 beim Sprung über die Widerstandszone im Umfeld der alten Allzeithochs um 4820 Punkte) hat der S&P 500 einen beschleunigten, mittelfristigen Hausse-Trend etabliert. Dessen Aufwärtstrendlinie liegt im direkten Umfeld der steigenden 100-Tage-Linie bei 5150 Punkte.
Einerseits signalisiert die technische Gesamtlage für die Sommermonate eine leichte Abschwächung des mittelfristigen Aufwärtsmomentums, andererseits befindet sich der Index weiterhin auf dem Weg zum angehobenen technischen Etappenziel (für 2024) von 5600 bis 5700 Punkten. Trotz der ansprechenden technischen Lage sollten für den Index zwei Sicherungsstopps (zuerst ein Trading-Stopp bei 5150 Punkten; zusätzlich ein strategischer Sicherungsstopp bei 4800 Punkten unterhalb der Unterstützungszone im Umfeld der alten Allzeithochs) positioniert werden.
Der japanischen Schlüsselindex Nikkei 225 bewegt sich seit dem März 2020 und Notierungen um 16.358 Punkte (Corona-Baisse-Tief) in einer – von der Yen-Schwäche unterstützten – Hausse. Hierbei liegt der zentrale Hausse-Pattern aktuell bei 32.300 Punkten. Seit dem Jahreswechsel 2021/2022 und Kursen um 25.520 Punkte hat sich ein von mehreren Kaufsignalen begleiteter, etwas beschleunigter, mittelfristiger Hausse-Pattern herausgebildet, wobei dessen Aufwärtstrendlinie im direkten Umfeld der steigenden 200-Tage-Linie bei 34.500 Punkten liegt.
Dieser Pattern hatte den Nikkei 225 auf neue Allzeithochs um 41.088 (März 2024; neue Widerstandszone) geführt und eine mittelfristig überkaufte Lage produziert. Deshalb überrascht es nun nicht, dass der Index zum Abbau dieser Lage in eine Konsolidierung, die zunächst auch im dritten Quartal dieses Jahres anhalten sollte, hineingelaufen ist. Da bei der japanischen Notenbank in den kommenden Wochen – vor dem Hintergrund der höheren Inflationsdaten und zur Stützung des schwächelnden Yen – eine Anhebung der Leitzinsen nicht überraschen sollte, sollte dies den Nikkei 225 tiefer in die bereits laufende Konsolidierung hineindrücken.
Im Euro Stoxx 50 ist der mittelfristige Hausse-Pattern, der im Oktober 2022 bei 3258 gestartet ist und aktuell leicht unterhalb der steigenden 200-Tage-Linie liegt, bei 4500 angekommen. Nach der Aufwärtsbeschleunigung bis auf 5121 (März 2024; neue Widerstandszone) warfare dieser Kursindex schon im April dieses Jahres mit einem Gewinnmitnahmesignal in eine Konsolidierung zum Abbau der mittelfristig überkauften Lage hineingelaufen.
Frankreich und Deutschland drücken den Index
Trotz der zuletzt eingeleiteten Zinswende durch die EZB sollte es nicht überraschen, wenn die neuen Unsicherheiten (Neuwahlen in Frankreich als möglicher Bremsklotz bei Eurozonenprojekten; neue Diskussion über hohe Verschuldungen bei gleichzeitigen Wahlgeschenken; Zollstreit mit China) den Index weiter belasten.
Gerade im Index hochgewichtete Länder wie Frankreich (Anteil von mehr als 30 Prozent im Euro Stoxx 50) und Deutschland drücken den Index tiefer in diese laufende Konsolidierung. Deshalb sollte der Euro Stoxx 50 als Teil des Risikomanagements zuerst einen Sicherungsstopp bei 4500 Punkten erhalten. Der Index sollte aufgrund der veränderten technischen Lage in den kommenden Wochen mit einer relativen Schwäche im Indexvergleich ausgestattet sein und aufgrund dieser Konsolidierung in einer Kernhandelsspanne zwischen 4700 und 5100 Punkten festhängen. Das mittelfristige, technische Etappenziel für den Euro Stoxx 50 von 5250 Punkten für das Jahr 2024 bleibt aber zunächst unverändert.
Beim Dax startet die Hausse-Bewegung im Oktober 2022 bei 11.863 Punkten, wobei die Hausse-Trendlinie leicht unterhalb der steigenden 200-Tage-Linie bei 16.200 Punkten angekommen ist. Damit liegt dieser Hausse-Pattern auch im Umfeld der zentralen mittelfristigen Unterstützungszone von 16.200 bis 16.500 Punkten, die sich aus den alten Allzeithochs von Ende 2021 und dem Kursverlauf aus 2023 ableitet.
Mit den Funding-Kaufsignalen aus dem vierten Quartal des vergangenen Jahres (zum Beispiel Sprung über die alten Allzeithochs) hat der Index einen zusätzlichen kurzfristigen Aufwärtstrend herausgebildet, der den Index auf neue Allzeithochs bei 18.893 Punkten (Mai 2024; neue, kleine Widerstandszone; Gesamt-Hausse-Gewinn von 59,2 Prozent) und in eine mittelfristig überkaufte Lage geführt hat.
Diesen Pattern hat der Index mit einem Buying and selling-Gewinnmitnahmesignal verlassen und ist somit in eine Konsolidierung im Umfeld von 18.000 Punkten hineingelaufen. Da technische Konsolidierungen einige Zeit benötigen, sollte ein Buying and selling-Markt in den Sommermonaten auf dem aktuellen Kursniveau nicht weiter überraschen. Die ersten Wochen signalisieren bereits, dass diese Konsolidierung einen trendbestätigenden Charakter (nach oben) erhalten sollte.
Als Konsequenz bleibt das seit November 2023 für das Jahr 2024 diskutierte technische Etappenziel von 19.000 Punkten unverändert. Trotzdem sollte der Index einen Sicherungsstopp bei 16.200 Punkten erhalten, der in den kommenden Wochen ebenfalls Schritt für Schritt mit dem steigenden Hausse-Pattern und der steigenden 200-Tage-Linie angehoben wird.
Der Autor ist Chefstratege von Matzke Analysis.