Kaum jemand beschäftigt sich gern mit diesem Szenario – vor allem nicht in jüngeren Jahren: Doch mit dem Alter steigt das Risiko, pflegebedürftig zu werden.
Wurde ein Pflegegrad feststellt, springt zwar die gesetzliche Pflegeversicherung ein und übernimmt einen entscheidenden Teil der Kosten für das Pflegeheim oder den ambulanten Pflegedienst. Aber eben nicht alles. Eine Pflegetagegeld-Versicherung soll dann im besten Fall diese Lücke schließen.
Ist so eine Police eine gute Entscheidung? Fünf Fragen und Antworten dazu.
Was genau ist eine Pflegetagegeld-Versicherung?
Eine Pflegetagegeld-Versicherung ist eine non-public Zusatzversicherung. Sobald ein Pflegegrad festgestellt wurde, zahlt sie täglich oder monatlich eine vereinbarte Summe. Deren Höhe ist an die Höhe des Pflegegrades gekoppelt.
»Diese Leistung ist unabhängig von den tatsächlich entstandenen Pflegekosten«, sagt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten. Versicherte können frei über das Geld verfügen, etwa Hilfe im Haushalt oder den Einkauf damit bezahlen.
Was spricht für so eine Versicherung?
Julia Alice Böhne findet, dass eine »Pflegetagegeld-Versicherung den besten Schutz zur Absicherung der Pflegebedürftigkeit bietet«. Sie bezieht sich dabei auf die Variante der Pflegetagegeld-Versicherung, die vom Staat ungefördert ist.
Andere Pflegezusatz-Versicherungen – darunter auch die geförderte Pflegetagegeld-Versicherung (Pflege-Bahr) – seien in ihren Leistungen eingeschränkter. Damit eigneten sie sich der Expertin zufolge lediglich als Ergänzung.
Wer sich für eine Pflegetagegeld-Versicherung entscheidet, muss jedoch einen guten Tarif erwischen. Ist der gegeben, hat die Versicherung Nutzen. »Sie kann im Pflegefall einen gewissen Lebensstandard sichern«, sagt Böhne. Denn wer nicht in der Lage sei, die Mehrausgaben bei Pflegebedürftigkeit durch Alterseinkünfte und Vermögenswerte zu decken, könne sich durch eine solche non-public Police absichern.
Erfahrungsgemäß bewegten sich diese Mehrbelastungen monatlich schnell im vierstelligen Euro-Bereich. »Zudem müssten Versicherte keine Sozialleistungen annehmen oder ihre Angehörigen Unterhalt zahlen«, sagt Böhne.
Der Zeitschrift »Finanztest« (Ausgabe 7/2023) zufolge kann eine Pflegetagegeld-Versicherung insbesondere dann sinnvoll sein, wenn man Wohneigentum vererben möchte. Denn: Hohe Pflegekosten können durchaus ein Vermögen aufzehren – davor kann man sich mit einer Police schützen.
Was spricht gegen die Versicherung?
Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen sieht die Pflegetagegeld-Versicherung hingegen eher skeptisch. Es sei klar, dass man für eine eventuelle Pflegebedürftigkeit vorsorgen sollte. »Aber muss das in Kind einer Versicherung sein? Wir empfehlen eher eine gute Altersvorsorge, dann ist eine Vorsorge für die Pflege gleich mit eingeschlossen.«
Auch Ansparen ist möglich, wenn man sich oder seinen Accomplice absichern möchte. Die Frage ist, ob man sich über Jahrzehnte hinweg eine Pflegetagegeld-Versicherung überhaupt leisten kann. Die Beiträge sind nämlich hoch – und steigen mit den Jahren. Der Zeitschrift »Finanztest« zufolge ist es zudem nur selten möglich, die Beitragszahlungen für eine Zeit auszusetzen, wenn es finanziell eng wird.
»Von 37 bis 140 Euro Einstiegsgebühren ist alles möglich«, sagt Daniela Hubloher. Die Verbraucherzentrale habe jedoch in Beratungen festgestellt, dass manche Anfangskalkulationen extrem günstig gewesen seien. »Das battle möglicherweise falsch kalkuliert – und hat später zu schnelleren Tarifsteigerungen geführt.«
Auch hätten sich bei den Verbraucherschützern Versicherte gemeldet, »bei denen sich der Versicherungsbeitrag innerhalb von sieben Jahren mehr als verdoppelt hat«, berichtet Daniela Hubloher. Die Reaktion vieler Versicherter in so einer Lage: die Versicherung kündigen. »Aber damit ist auch das eingezahlte Geld weg.«
Wie finde ich einen guten Tarif?
Achten sollte man darauf, dass die Versicherung in allen fünf Pflegegraden leistet. »Die höchste Kostenbelastung entsteht bei stationärer Pflege in Heimen«, sagt Julia Alice Böhne. Da ab Pflegegrad 3 in aller Regel eine stationäre Pflege notwendig sei, müsse dies im Tarif enthalten sein. »Tarife, die ausschließlich im Fall stationärer Pflege leisten, sind nur sinnvoll, wenn man sich auf eine stationäre Pflege festlegen möchte«, sagt die Versicherungsexpertin.
Das sieht Daniela Hubloher ähnlich. Weil die Leistungen der einzelnen Versicherungen sehr unterschiedlich seien, »sollte man sich vorher intestine überlegen, was man versichert haben möchte«. Eine Frage, mit der man sich dafür auseinandersetzen muss: Wie will ich gepflegt werden – daheim oder will ich ins Pflegeheim?
»Auch eine Beitragsbefreiung, wenn man pflegebedürftig wird, ist ein gutes Kriterium«, sagt Daniela Hubloher. Denn bei einem Teil der Versicherungen muss man auch dann weiter einzahlen, wenn bereits ein Pflegegrad festgestellt wurde.
Was ist noch wichtig?
Entscheidet man sich für eine solche Versicherung, muss man unbedingt die dazugehörigen Fragen wahrheitsgemäß beantworten, sagt Hubloher. Fallen Schummeleien auf, kann die Versicherung den Vertrag kündigen.
Allerdings sei der Umfang der Fragen sehr unterschiedlich. Manche Billigtarife würden weniger Fragen stellen. »Die haben aber in der Regel auch wenig Leistung.« Generell geht es den Versicherern darum, das Risiko für die Pflegebedürftigkeit abzuschätzen. »Jemand mit Herzerkrankungen oder Arthrose wird nicht genommen oder bekommt einen hohen Risikozuschlag«, sagt Hubloher. »Um es salopp zu formulieren: Brennende Häuser versichert man nicht.«
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