Neues Haus gegen russischen Move: Russland schlachtet aktuell die Not vieler Ukrainer im Krieg aus – und zementiert seinen Einfluss in den besetzten Gebieten.
Melitopol – Sie haben kaum Geld und vielleicht ist ihre Wohnung kaputt: Durch die Zerstörung im Ukraine-Krieg leiden viele Ukrainerinnen und Ukrainer aktuell große Not. Mit einer perfiden Strategie hat Russlands Präsident Wladimir Putin ihnen jetzt einen Ausweg angeboten. So sollen die Menschen eine neue Wohnung auf der Krim bekommen – allerdings nur unter einer Bedingung: Sie müssen zuvor einen russischen Move annehmen. Der vergiftete Deal ist nicht der einzige Versuch Russlands, den eigenen Einfluss in den besetzten Gebieten zu zementieren.
Haus gegen Move: Putin startet perfide Umsiedlungsstrategie auf der Krim
Laut einem Bericht der Kyiv Publish nutzen derzeit viele Bewohner aus der Area Cherson ein entsprechendes Programm, das Russland bereits im Oktober 2022 aufgelegt haben soll und das ihnen aktuell im Ukraine-Krieg eine Umsiedlung auf die Krim ermöglicht. Demnach erhalten Ukrainerinnen und Ukrainer kostenlos eine mindestens 33 Quadratmeter große Wohnung, wenn sie dem Angebot, im Gegenzug einen russischen Move anzunehmen, zugestimmt haben. Zwei Personen haben Anspruch auf 42 Quadratmeter, bei Familien kommen professional Mitglied 18 weitere Quadratmeter hinzu.
In der Ukraine wurde das Vorgehen von Russland scharf verurteilt. Denn aus Sicht des ukrainischen Zentrums für nationalen Widerstand (CNR) schlachtet der Kreml damit die Not der Menschen ungeniert aus. Der Grund für die starke Beteiligung an dem Programm sei, dass „die Russen die humanitäre Krise einfach bis zum Äußersten verschärft haben“, kritisierte ein Sprecher der Organisation laut dem Blatt und fügte hinzu: „Heute ist es für die Menschen ohne russischen Move sehr schwierig, (in den besetzten Gebieten) zu überleben, und sie zwingen dich einfach, das zu akzeptieren.“
Trotz Offensive im Ukraine-Krieg: Menschen aus Cherson nehmen Angebot aus Not heraus an
Die Area rund um Cherson ist seit Beginn des Ukraine-Krieges hart umkämpft. Nachdem das Gebiet anfangs komplett unter Russlands Gewalt gelegen hatte, konnten die ukrainischen Streitkräfte einige Teile im Rahmen der Gegenoffensive zurückerobern. Jedoch verläuft die Offensive langsamer als geplant und die ukrainischen Truppen stoßen in dieser Gegend auf heftigen Widerstand, wie die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag (21. August) bestätigte. Dementsprechend hoch sind die Verluste und Zerstörungen.
Neben den Kämpfen an der Entrance kommt hinzu, dass weite Teile der Area unbewohnbar geworden sind. Durch die Sprengung des Kachkowka-Staudammes sind ganze Landstriche verwüstet worden, viele Menschen verloren dadurch ihr Zuhause. Wer nicht ins Ausland geflohen ist, greift nun auf das russische Lockangebot zurück. Denn den Berichten zufolge ist die Not groß. Wie die Kyiv Publish schreibt, werden die Preise für Lebensmittel für Nicht-Russen in den besetzten Regionen immer weiter hochgeschraubt.
Ukraine-Krieg: Umsiedlung von 300.000 Russen auch nach Mariupol geplant
Konkrete Zahlen über die tatsächliche Nutzung des Programms legte die Zeitung nicht vor. Doch es besteht kein Zweifel daran, dass Russland verstärkt daran arbeitet, die Zahl der russischen Krim-Bewohner zu erhöhen. Eine ähnliche Strategie wird auch in anderen Regionen verfolgt. So soll auch in der ostukrainischen Stadt Mariupol der russische Einfluss steigen. Laut einem Entwicklungsplan erwägt der Kreml die Umsiedlung von 300.000 Russen in die Area, wie der Spiegel am Montag berichtete.
Dem Bericht zufolge soll das Projekt bis 2035 abgeschlossen sein. Um den Bevölkerungszuwachs zu realisieren, habe Moskau für diese Area ebenfalls ein Programm gestartet, das billige Hypotheken auf Immobilien ermöglicht. Dies solle Russinnen und Russen ermutigen, in die besetzten Gebiete zu ziehen. Inwieweit die Strategie aufgeht, hängt aber sicherlich auch von den Fortschritten der ukrainischen Offensive ab. (jeki)